Botschaft von der Gebietsführerschaft

Was ist wahre Bekehrung?

Wie bei einer Ehe kann auch am Anfang des Weges zur Bekehrung ein Gedankenblitz stehen, aus dem dann aber eine Bündnisbeziehung mit Gott hervorgeht, in der wir von Liebe erfüllt werden.

Elder Bettridge und seine Frau Jenny in der Gartenanlage des Preston-Tempels in England
Elder Adrian Bettridge, Großbritannien Gebietssiebziger, Gebiet Europa Nord

Diesen September ist es 25 Jahre her, dass meine Frau Jenny und ich in Australien geheiratet haben. Wir hatten uns zwei Jahre zuvor auf einer Geschäftsreise in Chicago kennengelernt, und nur zwei Tage nach dieser Begegnung kam mir dieser Gedanke in den Sinn: „Dieses Mädchen wirst du heiraten.“ Dieser Gedankenblitz veranlasste mich zu einer Reise von London nach Australien, um mit Jenny auszugehen – und dann mir ihr zur Kirche zu gehen. Vier Monate später ließ sie sich taufen und zog nach London, damit wir weiter miteinander ausgehen konnten. Wir verlobten uns binnen eines Jahres in Italien, heirateten dann in Sydney, ließen uns im London-Tempel aneinander siegeln und sind heute die Eltern unserer vier wunderbaren Jungs. Es war eine Liebesgeschichte wie ein Wirbelsturm.

Wir haben inzwischen unseren 25. Hochzeitstag gefeiert und so verblüfft es mich, wie schnell ich mich verliebt habe und was für eine einfache Vorstellung von der Liebe ich hatte. Im Laufe der letzten 25 Jahren habe ich gelernt, dass mehr zur Liebe gehört als dieses anfängliche Verliebtsein. Liebe hat vor allem mit Dienen und Teamarbeit zu tun – zwei Freunde helfen einander auf ihrer Reise, so zu werden, wie Gott es für sie vorgesehen hat. Auch in unserer Ehe gab es jede Menge Aufs und Abs – Kummer und Tränen, Freude und Glück –, denn das gehört alles zum Plan. Unsere Geschichte mag mit Liebe auf den ersten Blick begonnen haben, unsere Liebe ist dann aber gewachsen und eine ganz andere Art der Liebe geworden. Die Liebe als ein Gefühl kommt und geht unvermeidlich, zu lieben jedoch – das ist ja ein Tätigkeitswort –, verleiht einer Ehe Kraft und Stärke und kann sie zu der kostbarsten Art der Beziehung machen.

Ich erkenne da viele Parallelen zu unserer geistigen Bekehrung und dem Vorgang, ein Jünger Jesu Christi zu werden. Wir alle sind mit dem Licht Christi in uns gesegnet,1 und jeder von uns hat einzigartige Erfahrungen mit den Lichtstrahlen gemacht, die uns nach und nach helfen, ein Zeugnis von Gott und seinem Sohn Jesus Christus zu erlangen2. Solche geistigen Erlebnisse stellen jedoch nicht unbedingt eine Bekehrung dar und verleihen uns auch nicht zwangsläufig unerschütterlichen Glauben. Wir alle durchleben Zeiten, in denen wir uns Gott nicht nahe fühlen, zum Beispiel wenn Prüfungen oder Zweifel uns ins Wanken bringen. Der Hohepriester Alma stellte dazu diese inspirierte Frage: „Und nun siehe, ich sage euch, meine Brüder: Wenn ihr eine Herzenswandlung erlebt habt und wenn euch so zumute gewesen ist, als solltet ihr den Gesang der erlösenden Liebe singen, so frage ich euch: Ist euch auch jetzt danach zumute?“3

Wie die Liebe in der Ehe braucht auch unser Glaube an Jesus Christus beständig Nahrung und Wasser sowie täglich Sonnenlicht, wie in Alma 32 erläutert4. Meist erfolgt die Bekehrung „Zeile um Zeile, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig“5. Ein Jünger Jesu Christi zu werden, ist ein lebenslanger Vorgang, der auch mit Freude verbunden ist.

Freude am Evangelium Jesu Christi erlangen wir, indem wir auf dem Weg der Bündnisse vorwärtsgehen und dabei eine enge persönliche Beziehung zu unserem himmlischen Vater aufbauen. „Naht euch mir, und ich werde mich euch nahen.“6 Wenn wir bestrebt sind, uns ihm zu nahen, verspüren wir seine Liebe in größerem Maße und lernen wir, ihn immer mehr zu lieben. Wir erfüllen dann nach und nach das Maß unserer Erschaffung, schöpfen unser göttliches Potential aus und verspüren Frieden im Herzen.

Nach 25 Jahren Ehe und 50 Jahren in der Kirche stelle ich fest, dass unser Lebensglück vor allem von Beziehungen abhängt – in meinem Fall von meiner Beziehung zum Vater im Himmel und meiner Beziehung zu meiner Frau, und ich erkenne, dass dieser Beziehungen in Bezug auf ihren Anfang und ihre Entwicklung Parallelen aufweisen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Vater im Himmel und meine Frau so nachsichtig und geduldig sind, mir bei meinen bescheidenen Bemühungen helfen und mir so viel Liebe zeigen. Wenn ich meine Zeit, Talente und Kraft für diese beiden Bündnisbeziehungen nutze, scheint sich alles andere einfach zu ergeben. Und wenn ich an einer dieser Beziehungen arbeite, scheint mir das auch bei der anderen zugutezukommen.

Wie bei einer Ehe kann auch am Anfang des Weges zur Bekehrung ein Gedankenblitz stehen, aus dem dann aber eine Bündnisbeziehung mit Gott hervorgeht, in der wir von Liebe erfüllt werden.

Im Namen Jesu Christi. Amen.

 

Anmerkungen

  1. Siehe Moroni 7:16; Johannes 1:9
  2. Siehe Alexander Dushku, „Säulen und Strahlen“, Frühjahrs-Generalkonferenz 2024
  3. Alma 5:26
  4. Siehe Alma 32:37-42
  5. 2 Nephi 28:30; siehe auch Lehre und Bündnisse 98:12
  6. Lehre und Bündnisse 88:63