Gottes Verheißungen wurden wahr, wenngleich anders als erwartet

„Du wirst in deinen Ferien im nächsten Sommer deine Frau kennenlernen.“

von Markus Gappmaier, Gemeinde Zollikofen, Pfahl Bern

In meinem Patriarchalischen Segen wurde mir verheißen, ich würde meine Frau kennenlernen, während ich an einer heiligen Stätte arbeitete. Ein halbes Jahr vor Missionsende konkretisierte sich diese Verheißung ganz unerwartet in einem Traum: Ich sah darin eine junge Frau, die ich schon bei unserem ersten Zusammentreffen als meine zukünftige Ehefrau erkennen sollte. Am Ende meiner Mission, im Entlassungsinterview, gab mir mein Missionspräsident dazu einen überraschenden Rat. Er empfahl mir, der Aufforderung unseres Propheten Spencer W. Kimball zu folgen und das Gründen einer Familie schon nach Missionsende anzustreben. Da ich meine Universitätsausbildung noch zur Gänze zu absolvieren und mein Erspartes während meiner Mission vollständig aufgebraucht hatte, schien mir dieser Rat völlig unausführbar.


„Du wirst in deinen Ferien im nächsten Sommer deine Frau kennenlernen.“


So beschloss ich nach Missionsende im November 1982, der Einladung in Jakobus 1: 5 zu folgen und in jedem Abendgebet meinen Vater im Himmel zu fragen, was er von mir in dieser Frage erwartete. Ich betete etwa eine Woche lang, als ich völlig unverhofft folgende Antwort erhielt: „Du wirst in deinen Ferien im nächsten Sommer deine Frau kennenlernen.“ Wirklich? Diese verblüffende Mitteilung verstand ich so, dass auch in meinem Fall Ehe und Familie schon vor meinem Studienabschluss eine segensreiche Aufgabe und machbar sein würden.

So begann ich, für die nächsten Sommerferien zu planen, sodass ich meine zukünftige Frau wie verheißen an „heiliger Stätte“ kennenlernen könnte. Mein Plan umfasste vollzeitiges Studium bis Ende Juni 1983, dann vier Wochen Ferialarbeit (auch um Geld für die Sommerferien zu haben), gefolgt von Ferien im August, um meine Frau kennenzulernen. Mein Plan sollte nicht aufgehen … und trotzdem würde alles wie verheißen kommen.

Die offizielle Verlobung von Markus und Caroline fand zu Weihnachten 1983 statt. Gappmaier
Die offizielle Verlobung von Markus und Caroline fand zu Weihnachten 1983 statt.

Ich studierte wie geplant, wurde aber am Semesterende krank, sodass ich die Ferialarbeitsstelle und das Einkommen verlor. Ich hatte damit alles verloren, von dem ich meinte, es würde mir das Kennenlernen meiner Frau ermöglichen. Denn ohne Gesundheit gab es keine Arbeit, ohne Arbeit kein Geld, ohne Geld keine Sommerferien und ohne Ferien keine Erfüllung meiner Verheißung. Zumindest dachte ich so. Doch mein liebevoller Vater im Himmel hatte einen anderen Plan für mich und für diesen musste zuerst mein eigener Plan unmöglich werden.

Folgendes ereignete sich nach drei Wochen Krankheit ganz überraschend: Ein Freund unserer Verwandtschaft, in dessen Familie meine jüngere Schwester Andrea zu der Zeit gerade in Paris als Au Pair arbeitete, besuchte uns. Dabei fragte er, ob ich nicht mit ihm nach Paris fahren wolle. Diese kostenlose Paris-Fahrt wollte ich mir nicht entgehen lassen! Schließlich würden mir so doch noch Sommerferien möglich werden. Vielleicht war ja das romantische Paris für das Kennenlernen meiner zukünftigen Frau vorgesehen!

Obwohl ich dort viele beeindruckende JAE-Frauen kennenlernte, vermochte ich bei keiner wie erhofft Verheißungserfüllung erleben. Nach einer Woche in Paris, am letzten Juli-Sonntagmorgen gab es vor dem Weggehen zur Kirche eine große Überraschung. Es läutete an der Tür. Horst, ein Wiener Freund unserer Familie und heute Ehemann von Andrea, stand vor der Tür. Bisher meinte ich, schon bald wieder nach Hause reisen zu müssen, doch nun erhielt ich von Horst das Angebot, mit ihm nach Zollikofen in die Schweiz zu fahren, um dort eine Ferienwoche mit Tempelbesuch anzuschließen. Begeistert entschied ich mich für diese Option, auch aufgrund der Verheißung, ich würde meine Frau an heiliger Stätte finden. Was könnte mehr auf diese Ortsbeschreibung zutreffen als ein Tempel unseres Herrn? 

Geheiratet wurde im Juni 1984 Gappmaier
Geheiratet wurde im Juni 1984

So erfreute ich mich der erneut kostenlosen Fahrt zum Schweizer Tempel. Aber die Zeit beim Tempel verlief ähnlich frustrierend wie die in Paris: beim heiligen Tempel hatte ich meine Frau nicht gefunden. Ich verstand den Himmel nicht mehr. Mein Interesse an Mädchen war jetzt gleich null.

Ich war schon bereit, für die Fahrt nach Hause in den Bus einzusteigen, als Horst nochmals mit einem Angebot auf mich zukam: Ich könnte erneut kostenfrei mit ihm nach Stuttgart-Böblingen zu einer JAE-Wochenendtagung fahren. Diesmal hatte ich kein Interesse mitzukommen. Allerdings wurde mir wenig später bewusst, dass mir eine Mitfahrt die Möglichkeit geben würde, meine älteste Schwester Ingrid wiederzusehen, die ich missionsbedingt schon lange nicht mehr besucht hatte und die in der Nähe des Tagungsorts lebte. So entschied ich mich in letzter Sekunde doch für eine Begleitung von Horst.

Spät am Freitagabend kamen wir am Tagungsort an. Erst am Sonntagnachmittag würde ich Ingrid sehen können; so nahm ich an den Tagungsaktivitäten teil, in der Hoffnung, trotz meiner Enttäuschung die Stimmung der anderen Tagungsteilnehmenden nicht zu trüben. Am Samstagabend stand ein Tanzabend auf dem Programm. Stühle waren dazu rund um eine Fläche aufgestellt, in deren Mitte einige ihr Tanzbein schwangen. Was sollte aber ich tun, da mir überhaupt nicht nach Tanzen zumute war?

Ohne jedwede Erwartung für mich überlegte ich, wie ich das Beste aus dieser Zeit machen könnte. Dabei kam mir eine Idee: Immer wieder warteten Mädchen auf ihren nächsten Tanz. Diesen wollte ich durch einen Tanz bei freundlichem Gespräch die Wartezeit etwas verkürzen. Überlegt, getan! Ich begann rechts im Kreis und bot einer nicht tanzenden jungen Frau nach der anderen einen Tanz an. Bis ich fast am Ende der Runde auf eine junge, braungebrannte, dunkelhaarige Schweizerin traf. Nach nur wenigen Momenten spürte ich, dass ich an diesem geheiligten Ort meine von Gott verheißene zukünftige Ehefrau Caroline gefunden hatte. Das war eine zutiefst beglückende Erfahrung.

Doch auch Caroline hatte zu diesem Zeitpunkt durch Inspiration gewusst, dass sie auf dieser Tagung im August ihrem zukünftigen Mann begegnen würde! Sobald wir mit dem Tanz begonnen hatten, wusste auch sie, dass ich derjenige war, den sie kennenlernen sollte.

Im Nachhinein war klar: Ich musste alles verlieren, damit ich zu dem von Gott für mich vorgesehenen Mädchen geführt werden konnte. Der Herr hat dies wundervoll möglich gemacht. Danke, gnädiger Gott, liebevoller Vater!