Den Sonntag heiligen – auch während eines traditionellen Festes der Kulturen

von Johann und Brigitte Schmidl, Gemeinde Wels

Wels: Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause konnte das traditionelle „Fest der Kulturen“ der Stadt Wels am Sonntag, den 22. Mai 2022 erstmals wieder stattfinden. Bereits eine Stunde vor Beginn der bunten Begegnung verschiedener Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften waren die Plätze an den Verkaufs-Theken auf dem Freigelände vor der Welser Stadthalle bereits gefüllt und auch in den teilweise riesigen Zelten hatten Besucher und Besucherinnen Platz genommen. Neben zwölf Kulturvereinen, der städtischen Feuerwehr, den ehrenwerten Goldhaubenfrauen sowie Musikern und Sängern war auch die Welser Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit einem eigenen Stand vor Ort.

Plakat für das Fest der Kulturen
Plakat für das Fest der Kulturen

Um die 3000 Menschen aus vielen Nationen, aus der näheren und ferneren Umgebung, die das Fest besuchten, fühlten sich hier wohl. Sie mußten sich bei der Menge und dem Musikgetöse schon recht laut unterhalten, um sich zu verständigen – umgeben vom Rauch und Duft der vielen Appetit anregenden Bratstellen. Das Festzelt mit dem Schriftzug der Kirche Jesu Christi errichteten war früh m Morgen vor Beginn der Sonntagsversammlungen von acht Geschwistern aus der Gemeinde aufgebaut worden. Dann gegen 12 Uhr, als der Gottesdienst und die Erwachsenenklassen vorbei waren, brachten einige Mitglieder größtenteils selbst gemachte „Köstlichkeiten“ und Getränke, die auf den schön dekorierten Tischen dargeboten wurden. Dazwischen verkündeten zwei Tafeln, dass seitens der Kirchengemeinschaft alles kostenfrei verschenkt wird, nach dem Motto: „Am Sonntag verkaufen wir nichts und kaufen auch nichts!“

Unser Stand 2022
Das „Team“ am diesjährigen Stand der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beim Welser „Fest der Kulturen“, darunter Bischof Elischa Grünauer (erster von rechts)

Einigen bereits in den vergangenen Jahren zu Freunden gewordenen afghanischen und alevitischen Zelt-Nachbarn gefiel dieser Brauch und sie begannen damit, die Großzügigkeit der Geschwister ihrerseits mit Essensgeschenken zu belohnen.

Nach verschiedenen Tanzvorführungen starteten die Mitglieder sodann mit ihrem kooperativen „Schwungtuch-Spiel“: Zwei Sprecher mit Mikrophon stellten verschiedenste Fragen, wie „Wer seine Großmutter liebt, der läuft ...“, und daraufhin lief jeder, der sich angesprochen fühlte, unter dem hochgeschwungenen Tuch hindurch und ergriff auf der anderen Seite wieder den Tuchrand, wo er ihn eben zu fassen bekam. Das Spiel fand Anklang, und immer mehr Kinder und Eltern machten voller Gaudi mit. Am häufigsten boten die anderen Vereine Tänze und Musikeinlagen ihrer Landeskultur, bei welchen eine Beteiligung vom Publikum natürlich nicht möglich war.

Viele Kinder aus dem Publikum machen mit
Anstelle eines Tanzes präsentierten die Mitglieder der Kirche ein geselliges „Schwingtuch-Spiel“.

Auch nach dieser Einlage kamen viele Besucher am Stand der Kirchengemeinde Wels vorbei. Meist waren sie scheu und wagten erst nur zögernd, etwas von dem Speisen zu „nehmen“, ohne wie gewohnt zu bezahlen. Mit der Zeit und unterstützt von freundlicher Aufforderung wurden einige – besonders ältere Volksschüler – bereits mutiger. Ein Mädchen fand diese „Fundgrube“ so gut, dass sie erklärte: „Ich hole noch meine Cousine!“ Bald erschien sie mit der Cousine und einer weiteren Freundin. Zur Freude der den Stand betreuenden Geschwister, darunter einer Mutter aus der Ukraine und ihrem Sohn, konnten zahlreiche sehr nette Gespräche mit Besuchern geführt werden. Auch Bischof Elischa Grünauer kam wenig später hinzu und freute sich über den raschen und erfolgreichen „Alles-gratis-Ausverkauf“ der vorbereiteten Kuchen, Muffins, Tarten, Knabberstangen, Obstsorten und Gemüsesticks. (RHS)

Die drei vorderen setzten sich lange
Vor allem Frauen und Mädchen kamen vorbei und freuten sich über die Gastfreundschaft am Stand der Kirchengemeinde Wels.