Das Buch Mormon half mir geistig zu überleben

Ein österreichischer Grundwehrdiener hört bei der Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage aufmerksam zu und setzt die Aufforderung eines Apostels in die Tat um

Auf die lebenden Propheten zu hören und das Buch Mormon zu lesen half einem jungen Grundwehrdiener die moralisch herausfordernde Zeit beim Bundesheer unbeschadet zu überstehen.
Auf die lebenden Propheten zu hören und das Buch Mormon zu lesen half einem jungen Grundwehrdiener die moralisch herausfordernde Zeit beim Bundesheer unbeschadet zu überstehen.

von Markus Gappmaier, Gemeinde Zollikofen, Pfahl Bern

Als ich gerade 18 Jahre alt geworden war, fühlte ich in mir den Wunsch, an der Samstagmorgen-Versammlung der Generalkonferenz im Herbst 1979 teilzunehmen, die bei uns wegen der Zeitverschiebung abends zu erleben war. Ich „opferte“ also meine Samstagabend-Aktivitäten, um das Wort des Herrn für mich durch seine von ihm berufenen Propheten und den Heiligen Geist hören zu können. Gleich zu Beginn sprach unser Prophet, der mir durch eine frühere Seminaraktivität in Wien damals schon persönlich bekannte, höchst liebenswerte Kirchenpräsident Spencer W. Kimball, und lehrte eindrücklich, dass wir aufmerksam zuhören sollen, wenn der Herr durch seine Diener spricht. Ihm folgte der junge Apostel Gordon B. Hinckley (den wir Jahre später noch als Kirchenpräsident kennen und sehr lieben lernen sollten), und ich versuchte die gerade von Präsident Kimball empfangene Belehrung sogleich umzusetzen und bei Elder Hinckley ein besonders aufmerksamer Zuhörer zu sein.

Apostel Hinckley lud alle Zuhörer eindringlich dazu ein, in den sechs Monaten bis zur nächsten Generalkonferenz, die am 6. April 1980, am Tag genau 150 Jahre nach Gründung der Kirche Jesu Christi stattfinden sollte, das Buch Mormon erneut durchzulesen und ernsthaft zu studieren. Seine Aufforderung war für meine Ohren und mein Herz unüberhörbar und so entschied ich mich, sie in die Tat umzusetzen. Dieser unspektakuläre Entschluss hat, auch mit dem Verständnis der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte, einen überaus bedeutsamen Beitrag zu meiner immer größer werdenden Freude in Christus geleistet.


Mein achtmonatiger Grundwehrdienst beim Bundesheer konfrontierte mich mit überraschender Weltlichkeit.


Mein Entschluss, der Einladung dieser Apostel und Propheten des Herrn zu folgen, mag vielleicht mein geistiges Leben gerettet haben. Denn drei Monate später trat ich meinen achtmonatigen Grundwehrdienst beim Bundesheer an, der mich mit besonders viel überraschender Weltlichkeit konfrontierte. Plötzlich umgab mich zu jeder Tages- und Nachtzeit eine vulgäre, wenig empathische Sprache, pornografische Darstellungen bedeckten Zimmerwände und Spind-Türen und es wurden Unmengen an Alkohol, Nikotin und andere schädliche Substanzen konsumiert. Während sich meine Bundesheerkollegen in unserem 8-Bett-Zimmer in der Wiener Starhemberg-Kaserne (Heeresspital Stammersdorf) also mit Abstumpfendem beschäftigten, bemühte ich mich, jeden Tag im Buch Mormon zu studieren. Tatsächlich war ich am 6. April 1980, dem Generalkonferenz-Ostersonntag, bei den letzten Versen des Buches Mormon angelangt und ging anschließend auf die Knie, um den Herrn zu bitten, mich geistig zu stärken, zumal ich im Herbst dieses Jahres auf Mission gehen wollte.

Kurze Zeit danach lud mich eine junge Freundin unserer Familie, Isabella Schubernigg, zu einem Heimabend in ihr Wiener Zuhause ein. Sie und ihre genauso gläubige Mutter, Katharina Schubernigg, schenkten mir an diesem Montagabend bei einem stärkenden Abendessen und einem aufbauenden geistigen Gedanken willkommenes Familiengefühl in liebevoll-geistiger Atmosphäre. Für sie mag dieser Abend außer mehr Arbeit nichts Aussergewöhnliches bedeutet haben, für mich aber war er eine wichtige Segnung, ja, die geeignete Umgebung für die Erfüllung apostolischer Verheißungen! Mein aktiver Glauben an Jesus Christus und mein tatkräftiges Vertrauen gegenüber seinen berufenen Jüngern wurden spürbar vertieft! Denn während ich dort in einigen Momenten für mich allein ernsthaften Fragen nachgehen und diese still an den Himmel richten konnte, spürte ich nicht nur besonderen Frieden, sondern auch eine klare Stärkung meines Glaubens, als ich folgende, mein Verständnis erhellende Antwort von Jesus Christus in mir spürte: „Dies (die Kirche Jesu Christi, wie sie von Joseph Smith hervorgebracht wurde) ist mein Werk!“ Was für ein großer Segen, der durch eine Generalkonferenz ermöglicht wurde!