Als der Erlöser auf der Erde lebte, schenkte er den Menschen seine Liebe, indem er ihnen diente. Er ließ sie an seiner Weisheit und seinem Wissen teilhaben und klärte sie über Gottes Plan des Glücklichseins auf. Er lud alle ein, zu ihm zu kommen, als er sagte: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ [1] Diese Einladung gilt auch heute noch, und sie richtet sich an jeden von uns, auf dass wir ihn kennenlernen und noch ein wenig mehr so wie er werden.
Jesus Christus ist für uns das vollkommene Beispiel für Vergebung. Er belehrte seine Jünger, wie oft sie einem Bruder vergeben sollten, wenn dieser nicht davon abließ, Unrecht zu tun: „Nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“ [2] Damit ist gemeint, dass man immer wieder vergeben soll. Christus trug uns auf, zu unserem himmlischen Vater zu beten: „Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.“ [3] Das herausragendste Beispiel für die Fähigkeit des Erretters, zu vergeben, war seine Bitte an Gott, als er gekreuzigt wurde. Er flehte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ [4]
„Vergebungsbereitschaft ist eine göttliche Eigenschaft. Vergeben bedeutet, dass man jemandem verzeiht und ihm die Schuld erlässt, wenn er einem Unrecht zugefügt oder eine andere Übeltat begangen hat. In den heiligen Schriften ist in zweierlei Hinsicht von Vergebung die Rede. Der Herr hat uns geboten, von unseren Sünden umzukehren und uns bei ihm um Vergebung zu bemühen. Er hat uns auch geboten, denen zu vergeben, die uns gekränkt oder uns etwas zuleide getan haben.“ [5] Christus hat gesagt: „Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!“ [6] „Ich, der Herr, vergebe, wem ich vergeben will, aber von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“ [7]
Wir wurden in die Welt geboren, um einen physischen Körper zu erhalten, der es uns ermöglicht, zu lernen, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln. Wir stoßen auf Gegensätze und haben die Freiheit zu wählen. Dies steht im Einklang mit dem Plan des himmlischen Vaters. Auch wenn wir unser Bestes geben, machen wir alle Fehler: Wir sündigen, irren uns und treffen falsche Entscheidungen. Durch das Sühnopfer Jesu Christi können wir Vergebung für unsere Sünden erhalten, wenn wir aufrichtig und vollständig umkehren, wozu ein reuiges Herz, ein zerknirschter Geist und gottgewollte Traurigkeit gehören.
„Vergebung setzt voraus, dass wir von unseren Sünden umkehren und gleichzeitig unseren Glauben an Jesus Christus stärken und weiterentwickeln. Wenn wir umkehren und zu ihm kommen, befinden wir uns auf dem Weg der Vergebung.“ [8]
Elder Neil L. Andersen hat gesagt: „Wir sollten jedoch bedenken, dass man das göttliche Geschenk der Vergebung nicht einfordern kann. Man kann es nur annehmen. Ja, es müssen Gebote befolgt und heilige Handlungen vollzogen werden, um Vergebung zu erlangen. Aber jede persönliche Anstrengung, wie groß sie auch sein mag, verblasst im Vergleich zum Preis für die Erlösung. Tatsächlich steht nichts über der Erlösung. Vergebung ist ein Geschenk, und der Einzige, der es uns gewähren kann, ist der Erlöser und Erretter der Welt – Jesus Christus. Er bietet sein unschätzbares Geschenk bereitwillig allen an, die sich ihm zuwenden und es empfangen wollen.“ [9]
In der Proklamation zur Familie werden wir darauf hingewiesen, dass einer der wichtigsten Grundsätze für ein glückliches Leben die Vergebung ist – unabhängig davon, wie viele Menschen zu unserer Familie gehören: „Ein glückliches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind. Erfolgreiche Ehen und Familien gründen und sichern ihren Bestand auf den Prinzipien Glaube, Gebet, Umkehr, Vergebungsbereitschaft, gegenseitige Achtung, Liebe, Mitgefühl, Arbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung.“ [10]
Präsident Nelson hat diese Aufforderung ausgesprochen: „Ich rufe Sie heute auf, liebe Brüder und Schwestern, die Konflikte zu beenden, die in Ihrem Herzen, in Ihrer Familie und in Ihrem Leben wüten. … Ich wiederhole meine Aufforderung, die Konflikte in Ihrem Leben zu beenden. Bringen Sie die Demut, den Mut und die Kraft auf, die erforderlich sind, um sowohl zu vergeben als auch um Vergebung zu bitten. Der Erretter hat verheißen: Wenn wir den Menschen ihre Verfehlungen vergeben, wird unser himmlischer Vater auch uns vergeben.“ [11] „Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.“ [12]
In gleicher Weise sollten wir das Unrecht, das wir erfahren, vergeben und vergessen. Vergebung ist eines der größten Geschenke, die unser himmlischer Vater uns gemacht hat. Durch das Sühnopfer Jesu Christi können wir das freudige Wunder der Vergebung empfangen, indem wir eine mächtige Herzenswandlung erfahren, [13] indem wir ein Heiliger werden wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voller Liebe, [14] indem wir Frieden und Zuversicht empfinden, Trost empfangen und die Kraft erhalten, den Weg der Bündnisse voller Freude weiterzugehen.
Aus diesem Grund „reden [wir] von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen von Christus, wir prophezeien von Christus, und wir schreiben gemäß unseren Prophezeiungen, damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können“ [15].
Anmerkungen
- Matthäus 11:28
- Siehe Matthäus 18:21,22
- Lukas 11:4 (siehe auch Vers 1-3)
- Lukas 23:34
- Evangeliumsthemen, Vergebung
- Lukas 6:37
- Siehe Lehre und Bündnisse 64:10
- Siehe Neil L. Andersen, The Divine Gift of Forgiveness, Seite 146
- Neil L. Andersen, „Das Geschenk der Vergebung“, Liahona, Februar 2021, Seite 11
- Die Familie – eine Proklamation an die Welt
- Russell M. Nelson, „Geistige Schwungkraft“, Liahona, Mai 2022, Seite 97, 100
- Lehre und Bündnisse 58:42
- Siehe Mosia 5:2
- Siehe Mosia 3:19
- 2 Nephi 25:26