Wenn die Sprache des Herzens zählt

Wie können Betroffene und Angehörige mit dem Thema Demenz und Vergesslichkeit umgehen? Ein Workshop mit Luca und Anita Merl gibt Orientierung

Der Klinische Psychologe Luca Merl aus der Gemeinde Linz und seine Mutter Anita Merl referierten über wissenschaftliche Grundlagen unterschiedlicher Demenzerkrankungen. Merl
Der Klinische Psychologe Luca Merl aus der Gemeinde Linz und seine Mutter Anita Merl referierten über wissenschaftliche Grundlagen unterschiedlicher Demenzerkrankungen.

„Du bist nicht verloren! Du bist mir wichtig um deinetwegen! Ich respektiere deine Wünsche! Ich bin geduldig mit dir!“ Diese und weitere Botschaften helfen unseren an Demenz erkrankten Angehörigen dabei sich weiterhin geborgen und sicher zu fühlen. In einem Workshop der Frauenhilfsvereinigung des Pfahles Salzburg am 8. Juli 2021 (gastgebende Gemeinde: Haag am Hausruck) referierte der Klinische Psychologe und kircheninterne Berater für psychologische Angelegenheiten Luca Merl, MSc. über Formen, Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten von Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, die von Neurologen unter dem Überbegriff Demenz zusammengefasst werden. „Wenn der Lebensalltag eines unserer Angehörigen zunehmend beeinträchtigt ist und es keine Hinweise auf psychische Störungen gibt, liegt der Verdacht auf Demenz bzw. Alzheimer nahe“, erklärte Bruder Merl im theoretischen Teil des Workshops, der über Zoom mehr als 44 Teilnehmer erreichte. Jeder der Teilnehmer konnte mit Hilfe des sogenannten Clock Drawing Test („Uhrentest“) vor dem Bildschirm selbst einen Eindruck bekommen, mit welchen einfachen aber effektiven Methoden Hinweise auf eine vorliegende Demenzerkrankung gefunden werden können. Neben der Therapie durch Medikamente sind laut dem Vortragenden die Aufrechterhaltung von geistiger und körperlicher Aktivität sowie mediterrane Ernährung gemäß dem „Wort der Weisheit“ und gute soziale Kontakte, insbesondere mit (Enkel-)kindern, bedeutende Maßnahmen, um den Krankheitsfortschritt zu verlangsamen. Eine Heilung gibt es nach derzeitigem Wissenstand leider nicht. Der Erwerb eines hohen Bildungsstatus verringert jedoch die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu erkranken, so Bruder Merl.

Unter dem Motto „Das Herz wird nicht dement. Wie leben mit Menschen, die vergesslich geworden sind?“ stand der zweite, praktische Teil des Workshops. Diesen leitete Anita Merl, ausgebildete Dipl. Gesundheits- und Krankenpflegerinund langjährige Familienberaterin, die auch im geriatrischen Setting tätig war. Sie nannte „Wertschätzung als zentralen Schlüssel in der Betreuung älterer vergesslich gewordener Menschen“ und erklärte einzelne Prinzipien der Validation, einer Kommunikationsmethode, die einen wertschätzenden Umgang in der Pflege und Betreuung fördern soll. Das Interesse der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war groß, sie berichteten anschaulich von persönlichen Schicksalen und stellten aus ihrem Alltag heraus spezielle Fragen, die jeweils von den beiden Referenten beantwortet wurden.